Advent. Ich zünde die vierte Kerze an.
Und ich denke an Menschen, mit denen ich mich verbunden fühle. So denke ich
auch an Ordensschwestern, die ich besuche und die mir ans Herz gewachsen
sind. Eine von ihnen hat eine Vorliebe fürs Häkeln. Handarbeiten sind ihre
Leidenschaft. Als sie hörte, dass es Kinder in Rumänien gibt, die ohne warme
Kleidung leben müssen, öffnete sie ihr Laptop, drückte den YOUTUBE-Button und
fand Häkelmuster für warme Kleidung. Seitdem häkelt sie in jeder freien
Minute Mützen und Schals und anderes für diese Kinder. Sie ist immer gut
gelaunt und von tiefer Freude erfüllt – dass sie schon auf die 90 zugeht,
kann ich ihr nicht ansehen.
Ähnlich ist es auch mit drei
Schwestern aus einem anderen Kloster. Im letzten Advent habe ich sie noch bei
einer Weihnachtsfeier tanzend (!) gesehen.
Ich frage mich, warum diese und andere
Ordensschwester so fröhlich sind, zumeist bei guter Gesundheit und auch mit
80+ noch nicht an die Rente denken. Sie stehen alle sehr früh auf, leben
bescheiden und arbeiten reichlich. Aber das kann doch nicht das Geheimnis
sein?
Wenn es ein Geheimnis gibt, dann
vielleicht dieses: „Ich habe jetzt eine Studentin, die promoviert über die
Heilung durch Beten!“ Sofort wurde ich hellhörig als ich diesen Satz eines
Professors für Medizin an einer deutschen Universität hörte. Heilung durch
Beten? Wie soll denn das gehen, fragte ich ihn. Und bekam einen Termin in
seinem Büro.
Ich ging, wie verabredet, zu diesem
Termin und liess mir das Forschungsdesign dieser Studentin zeigen. Damals war
ich Mentorin einer Berliner Medizin-Studentin, ich habe selbst
Medizin-Soziologie studiert und an einem Medizin-Forschungsprojekt für die
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mitgearbeitet. Doktor-Arbeiten in
Medizin waren mir also vertraut. Und so war ich verwundert, dass hier der
wissenschaftliche Nachweis erbracht wurde, dass BETEN eine intervenierende
Variable im Gesundheitsverlauf sein kann.
Ich erinnere mich: Interviewt wurden
BWL-Studenten. Gerade diese Zielgruppe soll als besonders „kritisch“ gelten,
so dass keine „Gefälligkeitsantworten“ zu erwarten waren. Untersucht wurde
die Wirkung des Betens auf den Gesundheitsverlauf vor einer OP, nach einer OP
sowie der weitere Krankheitsverlauf. Die Ergebnisse zeigten, dass die
Probanden, die mit BETEN „behandelt“ wurden, vor der OP in einer besseren
Verfassung (keine/weniger Medikamente) waren als die Kontrollgruppe, weniger
Narkosemittel benötigten, weniger Schmerzen hatten und schneller das
Krankenhaus wieder verlassen konnten.
Ich sprach auch mit dieser Promotionsstudentin.
Sie berichtete, dass sie sich nach einem von ihr entwickelten Konzept an das
Bett der Probanden setzt, betet, beobachtet, die Medikation und alle
vorhandenen medizinischen Daten auswertet.
Als Nachkommin einer rheinischen
Pfarrersfamilie (Altgeld) war BETEN zwar kein Fremdwort für mich – aber so
richtig daran geglaubt habe ich nicht. Das fing nun an sich zu ändern. Und
erfreuliche Entwicklungen in meinem Leben, habe ich zukünftig nicht mehr nur
als „Zufälle“ gesehen, sondern auch als das Ergebnis von Beten.
Beten heisst für mich: ein
individuelles Gespräch mit Gott. Unabhängig davon, wo das Gespräch mit Gott
stattfindet.
Von Konrad Adenauer, dem ersten
Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, heisst es bei einer Führung im
Konrad-Adenauer-Haus in Rhöndorf bei Bonn, dass er stets vor dem
Schlafengehen vor seinem Bett auf den Knien gebetet habe.
Geschichtslehrer haben das früher auch im Unterricht in den Schulen erzählt.
Gerne mit dem Zusatz: „Der Adenauer war ja ein alter Fuchs. Und der hätte das
mit dem Beten bestimmt nicht getan, wenn er nicht davon überzeugt gewesen
wäre: Beten hilft!“
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